Die Netzhaut nimmt das auf den Augenhintergrund projizierte Bild wahr, ähnlich dem Film im Photoapparat. Die Netzhaut besteht aus Millionen kleiner Sinneszellen und einer komplizierten Verschaltung dieser. Die Lichtinformationen werden in der Netzhaut in elektrische Impulse umgewandelt. Diese werden über den Sehnerven wie in einem elektrischen Kabel in Richtung Gehirn zur Informationsverarbeitung geleitet.
Je höher die Auflösung der Zellen in der Netzhaut, desto höher die Sehschärfe. Die höchste Auflösung finden wir im gelben Fleck (Makula), der sich in der Netzhautmitte befindet. Diese Netzhautstelle benutzen wir, wenn wir z.B. Lesen, Fernsehen oder das Gesicht einer Person anschauen.
Die umliegende Netzhaut hat ein deutlich geringeres Auflösungsvermögen, ist jedoch für das Gesichtsfeld wichtig. Ein intaktes Gesichtsfeld verhindert, dass man z.B. beim Geradeausblick über Gegenstände am Boden stolpert.
Erkrankungen der Netzhautmitte (Makula) gehen mit einer Sehschärfenabnahme einher. Neben der diabetischen Retinopathie und dem diabetischen Makulaödem ist die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) sehr häufige Erkrankung der Netzhautmitte. Es werden zwei Formen unterschieden: die trockene und die feuchte Makuladegeneration.
Bei der trockenen Form kommt es zu einem langsamen Absterben der Sinneszellen (Photorezeptoren). Dies führt zu einer über viele Jahre langsam abnehmenden Sehschärfe. Die trockene Form kann in die feuchte Form übergehen. Dann kommt es zum Einwachsen „schlechter“ Blutgefäße unter die Netzhaut, was mit einer Flüssigkeitseinlagerung oder sogar Blutung aus diesen Gefäßen in die Makula verbunden ist. Seit ca. 10 Jahren kann man diese schlechten Blutgefäße mittels Medikamenten (VEGF-Hemmer), die in das hintere Auge (Glaskörper) gespritzt werden (IVOM-Behandlung), zurückdrängen und so eine Stabilisierung der Erkrankung erreichen.
Weitere Erkrankungen der Netzhautmitte, die ebenfalls mit zunehmendem Alter auftreten, sind die Gliose und das Makulaforamen. Bei der Netzhautgliose kommt es zur Bildung einer dünnen Zellophanschicht auf der Netzhautoberfläche, welche die Makula in Falten zieht. Die Folgen sind eine Sehschärfenabnahme und Verzerrtsehen. Bei besonders starker Ausprägung der Zellophanschicht kann sogar ein Loch in der Netzhautmitte (Makulaforamen) entstehen.
Die Behandlung der Gliose und des Makulalochs erfolgt operativ durch eine Glaskörperausschneidung (Vitrektomie) mit Entfernung der auf der Netzhaut liegenden Membran.
Erkrankungen der gesamten Netzhaut betreffen Ablösungen, (Amotio/Ablatio retinae), Gefäßverschlüsse (Thrombosen, Embolien), Diabetes und angeborene Veränderungen.
Glaskörperzug an der Netzhaut kann zunächst zu kleinen Netzhautlöchern führen, woraus im Verlauf Netzhautablösungen entstehen. Dies ist ein Notfall und kann nur durch eine Operation (Vitrektomie) behandelt werden. Dabei wird der Glaskörper ausgeschnitten, dadurch der Zug an der Netzhaut genommen, und die Netzhaut mit Gas/Luft oder manchmal auch Silikonöl angelegt.